1925–2025: Hundert Jahre Erinnerung an die Seligsprechung von Bernadette
Nur wenige Kilometer von Lourdes entfernt liegt Bartrès, ein kleines, friedliches Dorf, das noch heute vom stillen Einfluss Bernadette Soubirous geprägt ist. Dieser einfache, ländliche Ort hat die junge Bernadette in zwei entscheidenden Momenten ihres Lebens aufgenommen.
Der erste Aufenthalt geht auf den November 1844 zurück. Bernadette ist damals erst wenige Monate alt. Ihre Mutter Louise, geschwächt durch einen Unfall, kann sie nicht mehr stillen. Das kleine Mädchen wird daher einer Amme, Marie Laguës, einer Bewohnerin von Bartrès, anvertraut. Dort bleibt sie bis März 1846.
Im September 1857 kehrt Bernadette unter ganz anderen Umständen nach Bartrès zurück.
Die Familie Soubirous ist inzwischen in extreme Armut geraten. Sie leben im „Cachot”, einer ehemaligen feuchten und ungesunden Gefangenenstube, und kämpfen ums Überleben. Bernadettes ohnehin schon schwache Gesundheit verschlechtert sich durch Hunger und Kälte zusehends. Man beschließt, sie nach Bartrès zu ihrer ehemaligen Amme zu bringen. Dort wird sie bäuerliche Magd.
Dieser zweite Aufenthalt dauert nur wenige Monate, aber es ist eine Zeit, in der sie ihren Wunsch nach einer innigen Verbindung mit Jesus in der Eucharistie tief erlebt. Bartrès mit seinen Feldern, seiner Kirche und seinem Schafstall, inmitten von Ruhe und Stille, hilft ihr, über ihren starken Wunsch nach der Erstkommunion nachzudenken. Es ist der Beginn ihres spirituellen Weges.
Am Morgen des 21. Januar 1858 verlässt Bernadette das Dorf endgültig und kehrt in den „Cachot” zurück, wo sie zwar Hunger und Kälte erwartet, aber vor allem den Weg zur Schule und zum Katechismusunterricht mit der besten Katechetin: der Jungfrau Maria in der Grotte von Massabielle.

Heute können Besucher von Bartrès noch immer diese einzigartige Atmosphäre aus Stille, Gebet und Erinnerung spüren. Das Dorf ist nach wie vor ein eher unauffälliger Wallfahrtsort, der jedoch tief mit der Geschichte von Bernadette verbunden ist – eine Verbindung, die die Zeit nicht ausgelöscht hat.
Es ist ein Ort der Erinnerung für die Gläubigen, vor allem während der Wallfahrten. Er steht für die Einheit zwischen dem Dorf und der Heiligkeit Bernadettes, als wolle sich Bartrès unter ihren Schutz stellen und noch heute seine Verbundenheit mit Lourdes bezeugen.
Bartrès präsentiert sich durch seine Lage und seine spirituelle Ausstrahlungund und segnet mit dem am Ortseingang aufgerichteten Wegkreuz jeden Pilger, der die Schwelle des Dorfes überschreitet.
Ein errichtetes Kreuz im Jahre 1925
Das Kreuz wurde 1925 anlässlich der Seligsprechung von Bernadette in Rom unter Papst Pius XI. errichtet. Es war eine Möglichkeit für das kleine Dorf, sie öffentlich zu ehren, als Symbol des Glaubens, der Dankbarkeit und der Erinnerung. Die Initiative wurde wahrscheinlich von der Pfarrgemeinde oder der Gemeinde selbst unterstützt, wie es damals üblich war.
Möge die Erinnerung an Bernadettes Aufenthalt in Bartrès weiterhin die Herzen der Menschen auf ihrem Weg beflügeln.
Möge jeder Pilger anlässlich des hundertjährigen Jubiläums ihrer Seligsprechung in diesem Dorf die Stille finden, die zu ihm spricht, die Einfachheit, die ihn Gott näher bringt und die Hoffnung, die nicht trügt.
Unter dem mütterlichen Blick Mariens, der Mutter der Hoffnung, bleibt Bartrès auch heute noch ein Ort, an dem Glaube, Hoffnung und Liebe lebendige Erinnerung werden und diese Erinnerung sich in Gebet verwandelt.
